Yoga

Unterstütze deinen Yogalehrer!

23. Juni 2014
Yogalehrer

Ich las neulich irgendwo, dass Deutschland keine wirklich guten Yogalehrer hat.

Ich lächelte milde über diese Aussage und dachte nach. Stimmt das? Ohne Frage ist es toll, dass die Stars der Yogaszene sich in unsere Dörfer bewegen, um uns zu unterrichten. Es ist herrlich, einen Workshop von inspirierenden Yogalehrern aus den USA in Berlin besuchen zu können und dafür nicht extra nach New York fliegen zu müssen. Das spart Zeit, Geld und Organisation. Wunderbar, daß wir die Möglichkeit bekommen, mit Lehrern zu praktizieren, die aus Übersee kommen und somit vielleicht auch einen ganz anderen Lehransatz haben. Jeder Lehrer bringt seinen eigenen Stil, seine ganz eigene Art mit sich.

Dennoch muß ich sagen, daß Deutschland sehr wohl super versierte Yogalehrer hat. Sie brauchen sich absolut nicht zu verstecken oder die „Großen“ anzuhimmeln. Die letzten Workshops, die ich bei bekannten, amerikanischen Yogalehrern besucht habe, waren schon nett. Aber: ich habe nichts Neues gelernt. War danach nicht übermäßig hoch inspiriert. Weder Sequenz, Präsenz noch Themen waren außerordentlich anders oder bahnbrechend. Manchmal war ich sogar sehr enttäuscht.

Deutschland hat tolle Yogalehrer. Sie sind inspirierend, Feuer und Flamme für das, was sie tun. Sie stecken soviel Liebe und Geld in ihre Ausbildung, in ihren Wachstum. Gebt ihnen mehr Aufmerksamkeit!

Viele haben durch ihre Ausbildungen im Ausland tolles Wissen und Spirit mitgebracht. Andere wiederum wurden hier ausgebildet und sind auf keinen Fall kleine Lichter. Es ist nicht leicht ein Yogalehrer zu sein. Schon gar nicht, wenn die Schüler sehr unstetig sind.

Das Problem: Wir wollen Leute anhimmeln, ihnen folgen und so sein wie sie. Da macht sich ein angesagter Lehrer aus Übersee natürlich gut. Ist ein Lehrer zur rechten Zeit am richtigen Ort oder kennt er die richtigen Leute, kann es für ihn abgehen wie Schmitz Katze. Das muß aber nicht immer heißen, daß er wirklich ein super Yogalehrer ist. Ich habe angesagte Yogalehrer getroffen, die während eines Workshops die Schüler abschätzend behandelt haben, (äh, was ist denn das? Nagellack?), und jenseits der Bühne auch die grössten Arschlöcher und kein bisschen ethisch korrekt waren. Doch die Leute sind hingeströmt und waren begeistert hoch zehn.

Dieses Rumgespringe von einem Lehrer zum anderen, in der Hoffnung etwas Gescheites von ihnen abzugreifen, kann ganz schön erschöpfend sein. Ich bin der Meinung, daß es an der Zeit ist, sich umzuschauen, ob es nicht einen inspirierenden lokalen Lehrer gibt, der einen unterrichten kann. Somit unterstützt man ihn, vielleicht auch das Studio und alle haben die Möglichkeit, zusammen zu wachsen und sich zu entwickeln.

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, daß es total für die Katz ist, mal einen Workshop von ausländischen Lehrern zu besuchen. Nur den Ansatz, daß nur diese die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, sollten wir schleunigst ablegen.

Schaut euch mal um, ich könnte euch in jeder grossen Stadt mindestens acht fantastische, inspirierende Lehrer nennen. Sie sind es wert. Sie widmen ihr Leben dem Yoga und ihren Schülern. Verdienen meist nicht viel,  investieren aber viel Liebe und Zeit ins Unterrichten. Unterstützt sie bitte. Spart euer Geld und eure Kraft, indem ihr einfach mal zur Ruhe kommt und nicht ständig neues „Wissen“ anhäufen wollt. Gier ist im Yoga und im Leben eh nicht angebracht. Kauft nicht nur euer Gemüse aus lokalem Anbau. Praktiziert auch lokal und unterstützt somit den Yogalehrer eurer Wahl.

Wer ist dein liebster „lokaler“ Yogalehrer?

Madhavi Guemoes
Madhavi Guemoes dachte mit 15, dass sie das Leben vollständig verstanden habe, um 31 Jahre später zu erkennen, dass dies schier unmöglich ist. Sie arbeitet als freie Autorin, Aromatherapeutin, Podcasterin, Bloggerin und Kundalini Yogalehrerin weltweit und ist Mutter von zwei Kindern. Madhavi praktiziert seit mehr als 30 Jahren Yoga - was aber in Wirklichkeit nichts zu bedeuten hat.
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  • Wolfgang Kern
    4. August 2013 at 12:27

    bei den „Großen“ der Yogaszene gibt es amerikanisches Entertainment, bei den regionalen gibt individuelle, persönliche Betreuung auf wesentlich höherem Niveau.

  • Madhavi
    4. August 2013 at 12:34

    so ist es!

  • Daniela Hutter
    4. August 2013 at 13:11

    Liebe Madhavi, ist es nicht oftmals so, wie mit vielem dass wir in der Heimat „haben“ … ganz nach dem Motto „der Prophet ist im eigenen Land nix wert“ schielen wir in die Weite und übersehen ganz oft den Wert und den Schatz dessen was ganz nah ist. – so wohl auch bei wunderbaren Yogalehrern … (◠‿◠)

  • Madhavi
    4. August 2013 at 13:30

    Du hast vollkommen Recht!

  • healingyoga
    4. August 2013 at 19:30

    Richtig !!

  • Nadine Menger
    4. August 2013 at 19:52

    Liebe Madhavi, frisch aus der Yogaausbildungsintensivwoche kommend geht mir dein Artikel runter wie Öl, vielen Dank dafür! Ich durfte in dieser Woche erleben, wie neun ganz unterschiedliche Menschen ihre erste Yogastunde anleiteten und dabei Qualitäten an den Tag legten, die einfach wunderbar waren. Jeden zeichnet etwas anderes aus, alle sind mit Herz und Feuereifer dabei und werden die Welt der lokalen Yogalehrer mit Sicherheit bereichern. Ich darf ab September meinen ersten Anfängerkurs anleiten und freue mich schon wie Bolle drauf. 🙂 Merci also, und liebe Grüße! Nadine

  • Madhavi
    4. August 2013 at 20:27

    Großartig! Viel Erfolg!

  • Sporty
    7. August 2013 at 20:34

    Vielen Dank für diesen tollen Artikel. ich bin selbst Yogalehrerin und während meiner Lernzeit habe ich selbst mitbekommen dürfen, dass Vorbilder die man hat, nicht immer gute Vorbilder sind. Manch einer versucht Dich in seine Schublade zu stecke und aus Dir eine Kopie von Ihm / Ihr zu machen. Das tat nicht gut. Zum Glück bin ich irgendwann aufgewacht und habe gespürt, das ist nicht richtig. Du bist eine eigene Persönlichkeit und keine Kopie von jemandem. Von da an bin ich meinen eigenen Weg gegangen und heil froh darüber.

  • Nicole
    25. August 2014 at 23:48

    Du hast so Recht! Regelmäßiger Unterricht bei einem Lehrer unterstützt die Bindung zwischen Schüler und Lehrer und man kommt sich viel näher. Von dieser Nähe profitieren beide Seiten und man lernt voneinander. Diese Tiefe ist meist nicht in einer flüchtigen Begegnung innerhalb eines kurzen Workshops oder Festivals möglich. Ich persönlich schätze es sehr, wenn ich möglichst viel über meine Schüler weiss. Was sind seine oder ihre Themen, Beschwerden oder was läuft gerade so richtig toll? Ich bin bemüht immer so viel wie möglich über meine Schüler zu erfahren. Das geht meist nur, wenn diese regelmäßig zu mir kommen. Ich danke Dir sehr für diesen Beitrag. Hip ist es eine tiefere Bindung zum Lehrer aufzubauen. Jay!

  • Madhavi Guemoes
    25. August 2014 at 23:51

    Danke, Nicole. Ja, heutzutage rennen alle nur von einem Lehrer zum anderen. Was sehr anstrengend für Yogalehrer sein kann. Das muss sich eindeutig wieder ändern! Danke für dein Feedback! Gute Nacht.

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